Was für eine Saison liegt da hinter uns? Angefangen im Januar mit der Winterarbeit, haben wir noch gescherzt über das Coronavirus, das sich langsam ausbreitete. Wenn jemand hustete, kam der blöde Spruch garantiert aus irgendeiner Ecke: „Ey geh weg, du hast Corona!“ Dass uns das Lachen recht schnell verging und das Virus uns keine drei Monate später den Saisonstart eine Woche vorm ersten Flugtag völlig kaputt macht, damit hätte zu diesem Zeitpunkt niemand gerechnet.
Wir haben an den letzten zwei Wochenenden vorm Lockdown noch die Flugzeuge aufgebaut und die Jahresabnahme durchgeführt, sodass unser Flugzeugpark voll aufgerüstet und zum Abflug bereit in der Halle stand. Es war Mitte März und von nun an schien die Zeit still zu stehen. Die Halle, der Verein, ja die ganze Welt war wie eingefroren. Der Vereinsbetrieb war verboten, an eine Zusammenkunft, an Fliegen, an Lagerfeuerabende und gemeinsames Grillen war nicht zu denken. Das hat uns allen sehr gefehlt.
Von März an ging fast zwei Monate gar nichts. Nicht mehr als zwei Personen durften sich zur gleichen Zeit auf unserem Flugplatz aufhalten. Als Ende Mai dann die Bestimmungen für Sportstätten und Vereine langsam gelockert werden sollten, wollten wir auf unsere Belange als Segelflieger*innen aufmerksam machen. Wir konnten, mit Ausnahme der Flüge im Doppelsitzer, sämtliche Infektionsschutzmaßnahmen einhalten, durften aber lange Zeit dennoch nicht fliegen. Um das deutlich zu machen, initiierten wir die zweistufige Community-Aufmerksamkeitskampagne „Wir könnten, wenn wir dürften.“ und „Wenn wir dürften, dann geben wir alles.“. An zwei Nachmittagen haben wir verschiedene Kampagnenmotive fotografiert und im Anschluss unter LVU-Flagge veröffentlicht und zum Download bereitgestellt.
Über 10 Vereine haben sich an der Aktion beteiligt. Wir konnten bei Facebook mehr als 20.000 Interaktionen und bei Instagram über 1.500 Likes generieren. Bei einem Mediabudget von null Euro.
Gegen Ende Mai hieß es, dass wir endlich wieder unter Auflagen fliegen dürfen. Von nun an ging es bergauf! Unser erarbeitetes Hygienekonzept besagte, dass vorerst maximal zehn vorher namentlich angemeldete Personen am Flugbetrieb teilnehmen und Flüge nur alleine durchgeführt werden dürfen. Eine Ausnahme: Die notwendigen Überprüfungsfluges mit Fluglehrer. Nach einem Wochenende stellte sich heraus, dass wir die Anzahl der Teilnehmenden schrittweise erhöhen konnten. Einzig Übernachtungen waren weiter verboten und die Nutzung der Sanitär- und Sozialräume weiterhin nur sehr eingeschränkt gestattet.
Die weiteren Lockerungen verschafften uns im Laufe des Junis und Julis einen Flug- und Vereinsbetrieb, der normalen Bedingungen sehr nahe kam. Daran, dass wir nun in geschlossenen Räumen Masken tragen, alle möglichen Aktivitäten an die frische Luft verlegen, Abstand halten und uns bei An- und Abreise in eine Liste eintragen, haben wir uns gewöhnt. Das ist jetzt eben so und wird uns noch eine Weile begleiten.
Allgemein war die Saison doch deutlich schöner, als wir uns alle am Anfang des Jahres erhofft haben. „Zu beginn der Pandemie dachte ich, wir fliegen dieses Jahr gar nicht mehr.“, sagt Flo. „Doch mit den Maßnahmen, die wir erarbeitet und denke ich gut eingehalten haben, haben wir es durch diese schwere Saison geschafft. Und das sogar wirklich erfolgreich.“
Fliegerisch startete die Saison gleich erfolgreich, denn unser Flugschüler Finian hat über den Winter fleißig an seinem Alter gearbeitet, ist 14 geworden und hat sich direkt an einem der ersten Wochenenden freigeflogen. Dicht auf den Versen war ihm Jannik, der keine drei Wochen später alleine startete, während wir viele unserer Schüler*innen auf neue Flugzeugmuster umschulten.
Das zweite Juniwochenende war das erste, welches den Namen „Hellingst-Wochenende“ wirklich verdient hatte. Wir durften nun unter Auflagen wieder am Flugplatz übernachten, abends mit viel viel Abstand am Feuer sitzen und die Zeit zusammen genießen. Die darauffolgenden Wochenenden waren auch geprägt von schönen Ereignissen, Erfolgen und großen Strecken. So hatte sich zum Beispiel an einem der längsten Tage des Jahres eine kleine Mannschaft zum Sunrise-Fliegen eingefunden und es hieß: 4.00 Uhr morgens, Briefing!
Im Juni konnten wir auch unser neues Mitglied Till in unseren Reihen begrüßen und ihn bis zum September zum Freiflug bringen. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle!
Der Juli war geprägt von vielen spontanen Aktionen und schönen gemeinsamen Flügen in die untergehende Abendsonne. Um die verlorene Zeit Anfang der Saison wieder hereinzuholen, haben wir uns oftmals schon freitagnachmittags getroffen und sind bis zum Sonnenuntergang geflogen. Oft geschah das im voraus geplant, manchmal völlig spontan. An einem Tag wollten wir uns eigentlich nur zum Beisammensein treffen, bis uns beim Durchzählen dann aufgefallen ist, dass wir genügend Leute waren. Dann haben wir spontan aufgebaut und sind bis zum Sonnenuntergang geflogen.
Die folgende Zeit haben wir das beinahe wöchentlich wiederholt. Da die Tage noch sehr lang waren, haben wir oft gegen 16 Uhr den Flugbetrieb gestartet, dann gegen 18 Uhr zum Abendessen gerufen und sind bis zum Einbruch der Dunkelheit geflogen.
Im Juli hat sich zudem unser Schüler Niklas freigeflogen.
Die zwei schönsten Wochen des Jahres hatten wir wohl im August. Unser Sommerlager fand wie jedes Jahr in den letzten zwei Wochen der Bremer Sommerferien statt. Zwei Wochen unter Freunden auf dem Flugplatz. Was kann es in diesen schwierigen Tagen schöneres geben?
Natürlich fand auch das Sommerlager unter etwas erschwerten Bedingungen statt. Wir hielten mehr Abstand als sonst und konnten uns unter der Maske mehr lachen hören als sehen, aber alles in allem waren es zwei wunderbare Wochen. Wir waren abends gemeinsam am See schwimmen, konnten viele Male zusammen am Lagerfeuer sitzen und fliegerisch viele Erfolge verbuchen.
Das Sommerlager hat zudem immer den schönen Effekt, dass der Verein zusammenkommt. So hatten wir wie fast jedes Jahr unser langjähriges Mitglied Stefan Thilo Schmidt aka Schmidtie zu besuch. Er hat bei uns im Verein vor vielen Jahrzehnten das Fliegen gelernt und ist mittlerweile ein „hohes Tier“ bei der Lufthansa. „Hier habe ich 1979 meine ersten Alleinflüge absolviert und lernte in den folgenden Jahren neben der Fliegerei auch die besondere Bedeutung einer Gemeinschaft als Kraft, Rat und Sicherheit gebenden Kreis von Menschen mit einem gemeinsamen Ziel kennen und schätzen. Vieles, was mir im Leben wichtig ist, wurde mir hier vermittelt – und so versuche ich nach Kräften und in alter Verbundenheit als Gastfluglehrer einen Teil davon zurück zu geben.“
Zum Ende der Saison haben wir noch mal ordentlich reingehauen. Da es dieses Jahr aus bekannten gründen kein Jugenvergleichsfliegen gab, haben wir kurzerhand selber eins organisiert. Beim vereinsinternen Vergleichsfliegen unter dem Namen MULTISAFT konnten alle Mitglieder*innen in einem lockeren Wettbewerb gegeneinander antreten. Dabei galten die Regeln des Jugendvergleichsfliegens. Das besondere dabei war, dass es quasi keine Teilnahmebeschränkung gab. Jede*r, mit absolviertem ersten Alleinflug, konnte teilnehmen. So konnten auch ältere Schüler*innen mitfliegen und auch unsere Fluglehrer*innen hatten Spaß, zu zeigen, was sie noch so auf dem Kasten haben.
Am letzten Flugtag der Saison freuten wir uns über eine wirklich rege Teilnahme am Flugbetrieb. Über 25 LVU’ler innen waren mit von der Partie, als sich Michel und Piet zum Saisonende noch freigeflogen haben.
Was für eine verrückte Saison. Trotz des späten Beginns sind wir wahrscheinlich an mehr Tagen geflogen, als letzte Saison. Wir haben sechs Flugschüler zum ersten Alleinflug gebracht: Fini, Jannik, Julius, Niklas, Till, Piet und Michel. Wir haben zwei neue Lizenzinhaber: Gega und Hannes. Wir haben zwei neue Windenfahrer*innen: Marlene und Jonas. Yannis hat Strecken von über 500 Kilometern Länge geflogen und war fast 6000 Meter hoch überm Harz. Flo ist momentan in Laucha und wird zum Fluglehrer ausgebildet. Wir haben ein neues Flugzeug im Bestand: unseren Discus 2T „FN“ und Stefan hat seinen Lebenstraum erfüllt. Er hat nun eine eigene ASW 20.
Herzlichen Dank im Namen des gesamten Vereins für diese außergewöhnliche, hin und wieder etwas chaotische und sehr ungewöhnliche Saison unter Freunden. Teil, der Hellingster Familie zu sein, ist einfach etwas Besonderes.
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