23. August 2020
Freitagnachmittag, kurz vor 17 Uhr. Die ersten Mitglieder brettern voller Energie den Russenpad entlang mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Doch warum die große Freude? Sommerlager. Einfach nur Sommerlager. Mehr Worte braucht es nicht. Was ohnehin normalerweise schon das Highlight einer jeden Saison ist, war dieses Jahr für alle von uns umso schöner und besonderer, hat das Coronavirus unsere Saison und unsere Art miteinander umzugehen doch geradezu umgekrempelt.
Normalerweise kommt im Sommerlager oder spätestens am ersten Samstag, dem so genannten Bergfest, der gesamte Verein zusammen – mitsamt Kind, Kegel und befreundeten Kamerad*innen aus anderen Vereinen. Das ging dieses Jahr alles nicht oder nur sehr bedingt, um die Gefahren, sich das Virus ins Lager „einzuschleppen“, zu minimieren. Rückblickend waren die Schutzmaßnahmen gut umsetzbar und vor allem nach fast zwei Wochen Quasi-Quarantäne konnten wir davon ausgehen, dass wir alle gesund waren. Masken in geschlossenen Räumen und Doppelsitzern gehörten aber natürlich weiterhin dazu.
In Hellingst wird die Ausbildung unserer neuen Pilot*innen groß geschrieben. Wir schreiben der Schulung einen so großen Stellenwert zu, dass sich Flugbetrieb und Flugzeugpark stark danach richten. Insbesondere für unsere Jugendgruppe und unsere Flugschüler*innen allgemein sind die Fliegerlager immer besondere Highlights – bedeuten zwei Wochen „Power-Fliegen“ doch, dass jede*r auf dem Weg zur Segelfluglizenz große Schritte, wenn nicht sogar Sprünge macht. Auch dieses Jahr konnten wir eine ganze Reihe an Erfolgen zusammen feiern und sowohl unsere angehenden Lizenzinhaber*innen, als auch unseren Verein ein ganzes Stück weiterbringen.
Wir haben zwei neue Windenfahrer*innen, die nur noch ihre letzten Starts mit Lehrer vollmachen mussten. Die Ausbildung neuer Windenfahrer*innen wurde dieses Jahr aus Gründen des Infektionsschutzes ausgesetzt, da Lehrer und Schüler quasi Haut an Haut auf der Winde sitzen. Wir haben zudem zwei neue Astir-Piloten, zwei neue ASK18 Pilot*innen sowie drei neue Discus-Piloten. Zudem haben viele unserer Schüler*innen ihre B- und C-Prüfung absolviert, während an anderer Stelle Überlandflüge bis zu 500 km mit Schnitten jenseits der 100 km/h geflogen wurden.
Ganz ohne Besuch von außerhalb ging es auch trotz Corona nicht. So kamen zwei unserer Kamerad*innen aus Tarmstedt, einen Tag auf dem auf dem Land-, den anderen Tag auf dem Luftweg nach Hellingst.
So staunten wir nicht schlecht, als sich auf einmal eine Ka6 mit Cabrio-Haube und eine ASW 28 im Funk anmeldeten und um Landeinformationen baten – ein spontaner Besuch ist doch immer der schönste. Der Aufenthalt währte leider nicht allzu lange, da sich aus Richtung Tarmstedt eine Regenfront näherte, also ging es recht zeitig wieder zurück nach Hause.
Einige Tage später brachen zwei unserer Mitglieder zusammen mit einem Kameraden von der Airbus Segelfluggemeinschaft zu einem Überlandflug im Team auf. So hatten wir erneut besuch, da sich gutes Überlandwetter einstellte und in Tarmstedt das Fliegerlager kurz zuvor zu Ende ging.
Wie eingangs erwähnt, legen wir in Hellingst sehr großen Wert auf die Segelflugausbildung. Unsere momentanen Fluglehrer machen einen großartigen Job und bringen unseren Schüler*innen mit viel Spaß, fachlicher Kompetenz und Fingerspitzengefühl das Segelfliegen bei. Damit unser Verein für die Zukunft bestens aufgestellt ist, schicken wir zwei unserer Mitglieder in naher Zukunft auf einen Fluglehrer-Lehrgang. Voraussetzung dafür sind unter anderem so genannte Eingewöhnungsstarts vom hinteren Sitz im Doppelsitzer. Flo und Finn konnten diese Starts in Windeseile absolvieren und freuen sich riesig, bald neues zu lernen und ihr Wissen an unsere Flugschüler*innen weitergeben zu dürfen.
Die Startfrequenz des diesjährigen Sommerlagers kann sich sehen lassen. So konnten wir innerhalb der siebzehn Tage Fliegerlager fast 450 Windenstarts machen. Nach so einem langen Flugtag mit bis zu fünfzig Stars, insbesondere bei Temperaturen über dreißig Grad, sind alle froh über ein wenig Abkühlung. Oft sind wir gemeinsam mit dem Fahrrad zu einem der nahegelegenen Badeseen geradelt und haben dort den Abend im erfrischenden Nass ausklingen lassen. Das sind so die kleinen Momente abseits des Fliegens, die unseren Verein und unsere Gemeinschaft so besonders machen – Jung und Alt, Klein und Groß, Fluglehrer oder Flugschüler: Wir alle sind ein Team auf Augenhöhe, wir können uns aufeinander verlassen und halten zusammen. Ob in der Luft, am Start oder im See. Ob immer da oder nur ein mal im Jahr. Das macht uns so besonders.
„Das Sommerlager hat mir gezeigt, wie man trotz besonderer Umstände, zwei wunderschöne Wochen mit den besten Freunden haben kann. Mein Highlight war selbstverständlich die Umschulung auf den Discus, die mir meine Kamerad*innen zum Geburtstag geschenkt haben. Es ist zwar ein Fliegerlager gewesen, aber an erster Stelle stand für mich hier nicht das Fliegen selbst, sondern diese unglaubliche tolle Gemeinschaft. Das Lager war für mich wie ein Urlaub mit meiner großen Familie. Allerdings einer Familie, die ich mir ausgesucht habe.“
Nico Muffert, 23 Jahre, seit 2018 im Verein
„Für mich definitiv die schönsten zwei Wochen des Jahres. Das beeindruckendste Erlebnis war der gemeinsame Teamflug mit einem Vereinskameraden und einem Kameraden aus Tarmstedt. Gemeinsam wie Vögel unter den Wolken in der Thermik zu kreisen und dabei per Funk miteinander zu reden war einfach wunderschön. Auch abseits der Fliegerei war das Sommerlager großartig – ob gemeinsames schwimmen im See, zusammen zu kochen oder am Lagerfeuer unter der den Sternen zu sitzen – es gab immer viel zu erzählen und ganz besonders zu lachen.“
Finn Kühme, 30 Jahre, seit 2020 im Verein
Obwohl ich seit mehr als drei Jahrzehnten nicht mehr in Norddeutschland wohne, komme ich doch besonders zu den Sommerlagern immer wieder gern nach Hellingst.
Hier habe ich 1979 meine ersten Alleinflüge absolviert und lernte in den folgenden Jahren neben der Fliegerei auch die besondere Bedeutung einer Gemeinschaft als Kraft, Rat und Sicherheit gebenden Kreis von Menschen mit einem gemeinsamen Ziel kennen und schätzen.
Vieles, was mir im Leben wichtig ist, wurde mir hier vermittelt – und so versuche ich nach Kräften und in alter Verbundenheit als Gastfluglehrer einen Teil davon zurück zu geben.
Stefan Thilo Schmidt, 56 Jahre, seit 1979 im Verein
Uns schien wohl den ein oder anderen Tag ein bisschen zu lange die Sonne auf den Kopf. Bei all dem Klamauk, den wir nebenher so veranstalten, kommt auch hin und wieder etwas lustiges heraus. So haben wir zwei Internet-Klassiker neu interpretiert. Unsere ASK 13 hat „nen Reifen verloren“ und Meister Röhrich hat auf der Winde „bestimmt nen neuen Auftrach“.
Was für ein schönes Sommerlager, können wir rückblickend denke ich alle gemeinsam sagen. Wir haben den Lagerkoller bereits am ersten Samstag hinter uns gelassen, von da an wurde es nur noch besser. Die Stimmung war immer gut, alle sind auf ihre Kosten gekommen, jeder war am Abend satt und geschmeckt hat das Essen sogar meistens auch noch.
Insbesondere für unsere jungen Mitglieder*innen ist ein Fliegerlager eine großartige Form des Urlaubs. Für fünf Euro pro Tag inklusive Frühstück und Abendessen, zwei Wochen unter Freunden in einer großartigen Gemeinschaft, die alle so aufnimmt und akzeptiert wie sie sind, die das Fliegen oft genug zur Nebensache werden lässt. Wir freuen uns riesig auf kommende Fliegerlager, sind ein bisschen melancholisch, dass das diesjährige Lager schon vorbei ist und sind alle unfassbar stolz und froh, Teil dieses Vereins zu sein.
Auch an dieser Stelle noch mal herzlichen Dank an alle Funktioner, also Windenfahrer, Flugleiter, an alle die Puffi fahren oder anders helfen und insbesondere natürlich an unsere Fluglehrer, die auch bei fast tropischen Temperaturen unermüdlich schulen. Nicht zu vergessen das Lob an unsere Flugschüler*innen: wir freuen uns riesig über unsere zumeist harmonische, unkomplizierte und liebe Jugendgruppe.
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